Vom Erklimmen steiler Berge, Fahrradfahren und Cristiano Ronaldo

Vom Erklimmen steiler Berge, Fahrradfahren und Cristiano Ronaldo

Nach fast 2 Wochen auf Madeira hat sich unser sehr guter erster Eindruck von der Insel bestätigt – sie ist immer noch wunderschön. Und das, obwohl wir noch gar nicht aus der Hauptstadt Funchal herausgekommen sind! Es gibt so viele schöne Parks, charmante Gebäude, steile Gässchen, überall wachsen Bananenstauden und ganze Strelitzienfelder (ja, googelt ruhig), jeden Tag schimmert das Meer vor unserer Haustür in einer anderen Blau-Nuance und immer sind angenehme Temperaturen um die 24 Grad. Hach. Einfach schön.

Wusstest ihr übrigens, dass Cristiano Ronaldo auf Madeira geboren wurde? Würde man gar nicht merken, wenn es nicht ein CR7-Museum, ein CR7-Hotel, einen CR7-Energy-Drink und eine riesengroße CR7-Statue unweit des Hafens geben würde. Ach ja, der Flughafen heißt übrigens auch Flughafen Madeira Cristiano Ronaldo. Nicht, dass jemand vergisst, dass Madeira einen höchst berühmten Sohn hat.

Funchal hat auch besonders deshalb so viel Charme, weil es sehr hügelig ist. Es ist einfach wunderschön zu sehen, wie in der Ferne in den Bergen überall die Lichter angehen, wenn die Sonne am Horizont verschwindet. Wie tausende kleine Laternen. Weniger schön ist es, mit Baby im Tragetuch, großem Kind an der Hand, schwerer Tasche am Arm und Buggy vor sich herschiebend den Berg nach Hause zu erklimmen. Ok, Hügel. Ok, kleine Steigung. Aber es fühlt sich sehr steil an! Und schon werden aus tatsächlichen 24 gefühlte 37 Grad.

In den Stadtteil Funchals, der bezeichnenderweise den Namen „Monte“ trägt, fährt sogar eine Seilbahn hoch. Die Fahrt ist mit 15 Minuten pro Tour recht lang, besonders, wenn man eigentlich schon wieder unten ist, aber noch eine halbe Stunde warten muss, weil die Sonnenbrille beschlossen hat, die ganze Strecke nochmal alleine zu fahren *dumdidum*. Von oben hat man natürlich einen wunderbaren Ausblick auf die ganze Stadt und ein besonderes Highlight ist sicherlich, dass man sich von zwei traditionell gekleideten Anschiebern mit einem Korbschlitten den Berg herunterfahren lassen kann. War uns aber leider zu teuer. Ihr wisst, Monatsbudget und so.

Vollkommen gratis kann man sich hingegen auf dem Markt an saftigem Gemüse, exotischen Früchten, getrockneten Kräutern und allerlei Souvenirs sattsehen und anschließend Streetart in der Rua Santa Maria bestaunen. Hier ist eine Haustür toller gestaltet als die nächste und dazwischen befinden sich unzählige kleine Restaurants.

Apropos Restaurant: Natürlich haben wir auch hier wieder ein Café unseres Vertrauens ausfindig gemacht. Es ist gleich bei uns die Straße runter und hat eine genauso tolle Auswahl an den leckersten Kuchen, wie das andere Café, was wir erst spontan zu unserem neuen Lieblingsort erkiesen wollten (ja, das ist das Präsens von erkoren, toll oder?). Bis wir dann voller Vorfreude den ersten Bissen unseres Kuchens nahmen und dachten: „Boah, ist der trocken!“ Der Mann fasste es sehr gut zusammen: „Schmeckt, als ob die einmal in der Woche frische Ware bekommen. Und das ist morgen.“

Die ganzen Kuchenkalorien wollen natürlich auch wieder abtrainiert werden (hierfür ist bergauf laufen natürlich sehr gut geeignet), sodass es uns sehr gelegen kam, dass die Große plötzlich unbedingt Fahrradfahren lernen wollte. Zuerst dachten wir an Fahrradverleihe, aber die haben leider keine so kleinen Kinderräder und sind zudem auch relativ teuer, wenn man das Rad für einen ganzen Monat leihen möchte. Zum Glück sind wir gleich am 2. Tag über einen Secondhand-Laden für Kindersachen gestolpert und konnten dort ein super Fahrrad für 40 Euro ergattern (mal schauen, ob sie es uns vor unserer Abreise wieder abkaufen wollen). Nachdem wir ziemlich schnell festgestellt haben, dass die Stützräder mehr behindern als helfen, ging es ohne über den großen Parkplatz vor unserem Haus und wir joggten fleißig neben dem Kind auf dem Fahrrad her, dass so unglaublich schnell Fortschritte machte, dass ich es gar nicht glauben konnte. 5 Tage lang je ca. 20 Minuten geübt und zack, kann sie Fahrrad fahren. Mit Kurven und alleine anfahren und bremsen und allem. Da musste Mama natürlich ein Freudentränchen verdrücken und vor Stolz auf ihr großes Kind fast platzen. Jetzt haben wir also ein Kind, das Fahrradfahren kann und ein Kind, das neuerdings stehen kann. Ausgiebig. Überall wird sich hochgezogen und rumgestanden. Und nur noch ganz selten umgefallen. Manchmal steht er solange, bis er ganz langsam in den Spagat rutscht und irgendwann anfängt zu weinen, weil er nicht mehr allein zurück ins Sitzen kommt. Nur wir Eltern haben uns keinerlei neuen motorischen Skills auf Madeira angeeignet.

Dafür habe ich Fortschritte in Sachen soziale Kontakte zu verzeichnen. Ebenfalls gleich bei uns um die Ecke gibt es ein wunderschönes Zentrum für alles rund um Schwangerschaft und Geburt, mit Schwangerenyoga, Rückbildungsgymnastik, Babyschwimmen usw. und dort findet einmal pro Woche eine Stillgruppe statt. Zu meinem großen Glück spricht die Hebamme, die sie leitet, exzellentes Englisch und fasst immer mal wieder für mich zusammen, worum es geht. Denn auch wenn ich dachte, ich kann ja gut Spanisch und Portugiesisch und Spanisch sind sich ja so ähnlich, da werde ich doch bestimmt was verstehen: Nein. Hier und da vielleicht mal ein Wort oder auch zwei, aber das war es auch schon. Da saß ich also mit meinem deutschen Riesenbaby zwischen lauter portugiesischen Mamas mit deutlich kleineren Babys und stelle fest: Manche Dinge sind einfach überall gleich. Die Sorgen, die Probleme, aber auch die Freuden. Und das tat so gut. Auch wenn ich aus der Gruppe herausstach (und nicht nur, weil ich mindestens einen Kopf größer bin als alle anderen), fühlte ich mich zugehörig und war froh, dass ich mich überwunden hatte, herzukommen. Bonus: Ich stellte mal wieder fest, dass wir es in Deutschland doch echt gut haben. Jede Frau, die entbindet, hat das Recht auf 2-monatige Hebammenbetreuung bei sich zuhause. Hier in Portugal können die Frauen froh sein, wenn es Zentren wie dieses gibt, wo sie bei Problemen hingehen können. Ansonsten wirst du nämlich drei Tage nach der Entbindung nach Hause entlassen und darfst zusehen, wie du klarkommst. Ganz zu schweigen davon, dass es sowas wie Elterngeld natürlich nicht gibt.

Ein besonderes Highlight unseres bisherigen Madeira-Aufenthaltes war ganz sicher die Wal- und Delphintour, die wir mit einem Katamaran gemacht haben. Da wir zum einen keine große Lust hatten, das Baby drei Stunden lang auf einem Boot in Schach zu halten und zum anderen Kinder bis 4 Jahre gratis mitfahren durften, haben wir uns aufgeteilt und sind jeder einmal mit der Großen gefahren. Papa und großes Kind haben auf ihrer Tour leider nur drei Tümmler gesehen, aber Mama und die Große hatten Glück und haben einer riesigen Gruppe Delphine beim Jagen zusehen dürfen. Die haben gar nicht mehr aufgehört, durchs Wasser zu springen. Das war wirklich ein ganz besonderer Anblick!

Madeira hat zwar sehr viel Küste, klar, ist ja auch eine Insel, aber ist keine klassische Badeinsel mit tollen Stränden. Es gibt zwar ganz in der Nähe einen Kiesstrand, aber der hat uns bisher noch nicht gelockt. Dafür aber ein Schwimmbad mit natürlichen Pools, in denen ganz schön viel Strömung herrschte. Holla, da wurde man ganz schön hin und her gespült. Aber der Ausblick war einfach grandios und dass man nicht die ganze Bude vollsandet, wenn man danach wieder nach Hause kommt, ist auch nicht zu unterschätzen (wir sprechen aus Erfahrung).

Für nächste Woche haben wir dann aber doch mal ein Auto gemietet und sind gespannt, was es außerhalb der Hauptstadt zu entdecken gibt. Habt ein schönes Wochenende!

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.