
Melenara, motzen und die langsame Entschleunigung
Wir sind mittlerweile seit zwei Wochen auf Gran Canaria und haben uns richtig gut eingelebt. Und das obwohl unsere Erwartungshaltung schon etwas von unserer tatsächlichen Situation hier abweicht. Nicht wegen unserer Wohnung oder den naheliegenden Stränden, die sind nämlich wirklich wunderschön, sondern hauptsächlich aufgrund einer, sagen wir mal, etwas umständlicheren Mobilität. Dementsprechend werde ich jetzt erstmal ein wenig motzen, bevor ich zum positiven Teil komme. Wer also keine Lust hat, mir auf einen kleinen Ausflug in das Tal der Tränen zu folgen, der überspringt ganz einfach mal die nächsten drei Absätze. ?
Als wir unsere Unterkunft bei Melenara buchten, waren wir von der Nähe zu Las Palmas und dem nächstgrößeren Ort Telde sehr angetan und dachten, dass somit große Teile der Insel einfach mit dem Bus erreichbar sein würden und Mietwagen für Ausflüge zu weiter entfernten Zielen gibt es ja eh an jeder Ecke. In der Realität fährt hier aber offiziell nur eine Buslinie. Die aber immerhin nach Las Palmas und unterwegs noch an drei Einkaufzentren vorbei. Mal wieder einen Einkaufsbummel machen klingt doch erstmal nicht schlecht. Unser kleiner Mann brauchte sowie ein paar neue Bodys und ein paar Bastelsachen für die Große konnten wir auch gebrauchen. Nervig war dabei nur, dass die Einkaufzentren hier so angelegt sind, dass man nur mit einem Auto bequem zum Shoppen vorbeischauen kann. Man sollte doch denken, dass ein Bus, der so einen Konsumtempel ansteuert, dort einfach mal vor dem Eingangsbereich anhält. Aber weit gefehlt. Hier halten die Busse so, dass man immer noch einen Kilometer durch die pralle Sonne laufen muss und dabei auch noch Glück braucht, dass der Bordstein nicht einfach im Nirgendwo oder noch schlimmer an der Autobahn endet. Vielleicht ist das Busklientel aber auch einfach keine bevorzugte Zielgruppe des Centermanagements. Aber immerhin gibt es die Möglichkeit und wir haben ja Zeit.
Was uns in den ersten Tagen aber viel mehr verwunderte war, dass es anscheinend keine Busverbindung nach Telde zu geben schien. Wie konnte das sein? Die Stadt ist quasi nur einen Steinwurf entfernt. Unser Wohnblock gehört sogar noch zum Verwaltungsbezirk von Telde. Nicht, dass man zu Fuß nach Telde könnte (es gibt nur eine Straße in diese Richtung, an der man aber leider nicht entlanglaufen kann). Zum Glück fanden wir recht schnell heraus, dass doch Busse nach Telde fahren. Warum also motzen? Weil man nirgendwo Informationen zu diesen Bussen findet. Nicht mal Google weiß Bescheid. Unsere Erleuchtung begann damit, dass wir uns wunderten, was das eigentlich für rot-weiße Busse sind, die hier herumfahren. Die normalen Linienbusse hier sind nämlich türkis. An den Bushaltestellen ließ sich keinerlei Information zu diesen mysteriösen Bussen finden. Nach etwas Recherche im Internet fand meine Frau dann aber die Seite der Busgesellschaft, für die diese Busse unterwegs sind. Und jetzt ratet einmal. Laut den dort aufgelisteten Routen und Linien fährt keiner ihrer Busse durch Melenara. Aha! Warum brummten die dann aber ständig an uns vorbei? Schlussendlich erwischten wir dann aber einen dieser Geisterbusse zufällig an einer Haltestelle und ich schickte meine Frau gleich zum Nachfragen hinein. Und siehe da, die Busse fahren nach Telde und zwar sogar zweimal in der Stunde. Und von Telde bzw. den näherliegenden Vororten kommt man mit anderen Bussen auch wieder in ganz andere Teile der Insel. Unser Gran Canaria war wieder gewachsen.
Bleiben noch die Mietautos. Ich halte mich kurz. Zu unserem Freud und Leid befinden wir uns im Gegensatz zu Teneriffa diesmal nicht in einem touristischen Zentrum. Deshalb findet sich in Melenara leider keine Verleihstation. Ja, nicht mal in Telde scheint es eine zu geben. Die Verleihfirmen bringen hier die Autos auch leider nicht vorbei. Angefahren werden nur Hotelanlagen. Dementsprechend werde ich, sobald wir ein Auto brauchen wohl erst 30 Minuten mit einem Bus bis zur nächsten Verleihstation fahren müssen. Aber naja, da gibt es vielleicht doch auch Schlimmeres.
So, geschafft. Schluss mit motzen! Jetzt zu den schönen Dingen.
Número uno: Die Strände hier sind klasse! Der Sand ist zwar grau, dafür ist er aber nicht so heiß wie der schwarze, den wir bisher auf Teneriffa hatten, und er eignet sich hervorragend zum Sandburgen bauen. Zudem gibt es so gut wie keine Steine im Sand und das Meer ist sehr flach, sodass unsere Tochter auch noch weit im Wasser stehen kann.
Número dos: Es ist eben nicht touristisch hier. Man begegnet so gut wie keinem Urlauber. Woran wir uns in den ersten Tagen noch gewöhnen mussten, weil eben nicht an jeder Ecke Ausflüge angeboten werden und nicht alles auf Touristen ausgelegt ist. Aber das ist doch eigentlich der Wunschtraum jedes Reisebloggers. Vom Tourismus unerschlossene Gebiete, in denen das Land noch authentisch ist. Nicht, dass wir uns jetzt irgendwie als Reiseblogger definieren würden. Zudem finde ich es super, dass die Strände voller Spanier sind. Mir gefällt die Art und Weise, wie sich hier die Familien (vom Neugeborenen bis zu den Großeltern) am Strand einrichten. Man merkt den Leuten einfach an, dass sie es ihr Leben lang gewöhnt sind, dass ein Großteil des sozialen Lebens am Strand stattfindet. Die Bademode der Spanierinnen ist nebenbei gesagt auch mal nicht so schlecht.
Número tres: Wir haben uns zwar ein paar Orte ausgesucht, die wir gerne auf Gran Canaria besuchen würden. Da es aber mit der Mobilität ein wenig schwieriger ist, entschleunigen wir uns zur Zeit mehr. Ich habe aber nicht das Gefühl, irgendetwas zu verpassen. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass wir jetzt schon etwas länger unterwegs sind.
Número cuatro: Wir haben mega Glück gehabt, denn in Melenara sind seit unserer Ankunft, wie schon in Puerto de Santiago auf Teneriffa, wieder Feierlichkeiten. Somit gibt es jeden Tag Musik am Strand und abends Bühnenprogramme. Von denen haben wir allerdings nicht so viele mitbekommen, weil es bei den Spaniern ja immer erst so verdammt spät losgeht. Heute wurden wieder mehrere Heilige zu Wasser gelassen und gestern gab es ein großes Feuerwerk am Strand. Da wir aber diesmal 700 m entfernt vom Strand wohnen, war ich überzeugt davon, dass es schon nicht so laut bei uns werden wird. Das Feuerwerk sollte um Mitternacht losgehen und es kamen wirklich viele Spanier aus den umliegenden Städten, um es zu sehen. Als dann der erste Kanonenschlag mit etwas Verspätung um 0:20 Uhr ertönte, löste dies die Alarmanlagen von zwei Autos in unserem Block aus. Ich liebe es.
Im Übrigen haben wir bereits Ausflüge nach Las Palmas, Telde sowie Agüimes unternommen. Außerdem ist meine Schwiegermutter gerade bei uns zu Besuch. Aber darüber mehr in meinen nächsten Beiträgen.