
Vom Geheimnis guter Bilder, Babys Innerem und endlich wieder Grün
„Irgendwie sehen die Fotos, die du machst, immer besser aus als meine“, erklärt mir der Mann eines Abends. „Ach Quatsch“, sage ich, „das bildest du dir nur ein.“ Ein paar Tage später, wir sind in Teror und stehen an einer schönen Klosterschule mit wunderbarem Blick in die Weite, bitte ich ihn, doch ein Foto zu machen. Und da wusste ich auf einmal, was er meint.


Die letzten zwei Wochen in Gran Canaria verliefen relativ unspektakulär. Um meine Theorie, dass ich sehr wohl auch ohne meine Mutter in der Lage bin, Sachen kaputt zu machen, zu unterstreichen, hab ich noch die Nachttischlampe zerdeppert. Aber der Mann hat sie fachmännisch mit Teufels-Sekundenkleber wieder zusammengesetzt und dabei noch den halben Gummifuß am Schrank festgeklebt. Sah aus wie neu. Nur mit riesigem Riss und Kleberresten. Hat die Vermieterin aber nicht davon abhalten, uns in ihrer Airbnb-Bewertung zu „200 %“ als Mieter zu empfehlen.
Da für das Baby die U5 anstand, sind wir brav mit ihm zum Kinderarzt gegangen. Wir hatten viel hin und her überlegt, ob wir gehen sollen, weil uns der kleine Spatz mopsfidel vorkommt und er auch alles macht, was Babys in seinem Alter so machen sollen, aber am Ende hat auch ein kleines bisschen die Neugier gesiegt. Wie es wohl beim spanischen Kinderarzt so abläuft? In der Tat doch anders als in Deutschland. Es war ein centro médico, in dem auch andere Leistungen als kinderärztliche angeboten wurden. Und so landeten wir in einem Raum, in dem normalerweise wohl die Schwangerschaftsvorsorge stattfindet, mit schickem topmodernem Ultraschallgerät und kein bisschen Kinderarztflair. Der Arzt selbst strahlte in seiner Jeans und seinem Camp-David-mäßigem Polohemd auch kein bisschen Kinderarztflair aus. Er hat sich aber viel Zeit für uns genommen und das Baby genau untersucht. So genau, dass er sicherheitshalber sogar einen Ultraschall vom Bauchraum gemacht hat. Und so gingen wir um einige Fotos von Babys Innerem reicher und 70 Euro ärmer nach Hause und dachten, das hätten wir uns auch total sparen können.

Gran Canaria hat uns im wahrsten Sinne des Wortes aufs Wärmste verabschiedet – mit muckeligen 34 Grad (jetzt wissen wir, wie ihr euch den ganzen Juli und August gefühlt habt!) und Calima. Calima ist ein Wetterphänomen, bei dem feiner Sandstaub aus der Sahara aus Afrika rüber geweht wird und die Sicht ziemlich diesig ist. Haben wir das also auch noch gesehen.

Nach ewigem Packen am Donnerstag (ich frage mich, wie es sooooooooooo lange dauern kann, sooooooooo wenig Gepäck zusammenzupacken!), ging es dann also am Freitag ab zum Flughafen. Dort starrte man uns (mal wieder) an wie Auto, als wir sagten, wir wollen den Kindersitz der Großen gern mit ins Flugzeug nehmen. Nein, nicht an der Flugzeugtür abgeben. Ja, richtig mit reinnehmen. Damit sie darauf sitzen kann. Weil das viel sicherer ist als ohne. Oh, da müsse man sich erst erkundigen, ob das erlaubt ist. Kann sein, dass das aus Sicherheitsgründen nicht geht. Hallo? Wozu gibt es denn wohl extra fürs Flugzeug zugelassene Kindersitze? Dafür, muss ich sagen, war ich beeindruckt vom Board-Service der Billigflugairline Binter. Auf dem 1,5-stündigen Flug von Gran Canaria nach Madeira gab es ein Sandwich, ein Getränk, Kekse, ein Geschenk fürs Kind und zwei Runden Erfrischungstücher. Und mitleidige Blicke, weil das Baby die letzten 40 Minuten komplett durchgebrüllt hat.
Und dann waren wir auf Madeira. Und bisher ist es Liebe auf den ersten Blick. So viel Grün! So viele Bäume und Palmen und Sträucher und Blüten. Oh, wie sehr mir das gefehlt hat! Gran Canaria und Teneriffa haben wirklich schöne Ecken, aber hier gibt es selbst in der Hauptstadt überall üppiges, saftiges, frisches Grün in Hülle und Fülle. Die Wohnung ist ein Traum mit großem Balkon und tollem Meerblick und schicker Ledercouch, an der man sich beim Aufstehen mit nackten Beinen die oberste Hautschicht abzieht. Den ersten Supermarktbesuch haben wir auch schon hinter uns und wir haben mit Freude festgestellt, dass Obst und Gemüse um einiges günstiger sind als auf den Kanaren. Und – haltet euch fest – es gibt Getreidekaffee! Juchu! Und nicht nur eine Sorte, nein, mindestens 6 oder 7. Roggen, Gerste, Hafer, mit richtigem Kaffee gemischt … Ich war begeistert! Der Mann hingegen hat sich über die süßen kleinen 0,2-Liter-Bierflaschen gewundert. Noch mehr gewundert hat er sich allerdings, dass ja so viele Russen mit uns nach Funchal geflogen sind. Äh, nein, so hört sich Portugiesisch an, mein Schatz.


Wir sind gespannt, was Madeira noch so alles zu bieten hat und melden uns bald wieder mit neuen Entdeckungen! Habt eine schöne Woche!