Oh, wie schön ist Masca!

Oh, wie schön ist Masca!

Wir haben diese Woche einen Ausflug gemacht, und zwar richtig schön entschleunigt mit dem Linienbus, anstatt mit dem Mietwagen oder in einer gebuchten Tour. Wir waren im malerischen Bergdörfchen Masca, das knapp über 100 Einwohner in 80 Häuschen zählt und im Teno-Gebirge liegt. Allein die Fahrt dorthin ist ein Erlebnis. Es geht über eine steile, enge Straße, die sich alle paar Meter zu Haarnadelkurven krümmt, und wir sind ziemlich froh, nicht selbst am Steuer zu sitzen. Anders als an der Küste ist die Landschaft nicht mehr spröde und trocken, sondern überraschend grün, sogar Waldstücke schmücken die Berge. Es tut so gut, wieder saftiges, frisches Grün zu sehen, das vermisse ich in eher trockenen Gefilden immer sehr.

Es passiert mir selten, dass ich an einen Ort komme und mich sofort entspannt fühle, aber in Masca steige ich aus dem Bus und es fällt gleich sämtlicher Druck von mir ab. Bis auf den Tourismus, der natürlich spürbar Einzug gehalten hat, scheint die Zeit hier still zu stehen. Es sieht aus, als hätte jemand eine wunderschöne Berglandschaft gemalt, als pittoresken Hintergrund noch eine tiefe Schlucht eingefügt, hinter der das Meer wogt, und das Ganze mit ein paar kleinen zauberhaften Häuschen garniert. So etwas Schönes!

Die Atmosphäre ist trotz der vielen Touristen irgendwie magisch, so ruhig und entspannt – ich wäre am liebsten gleich ein paar Tage geblieben.

Nachdem wir aus einer stressigen Situation heraus (Baby quengelig, großes Kind müde und entsprechend nörgelig) fast schon den früheren Bus nach Hause genommen hätten, entscheiden wir uns zum Glück doch dafür, die zweieinhalb Stunden auf den nächsten und letzten Bus zu warten und in der Zwischenzeit etwas zu essen und die Aussicht zu genießen. Und siehe da, innerhalb von 10 Minuten ändert sich die Stimmung komplett und wir haben einen so harmonischen Tag wie schon lange nicht mehr. Etwas essen, trinken und eine Runde kuscheln wirken oft Wunder.

Für die Großen gibt es papas arrugadas con mojo, typische kanarische Tapas, und für das Kind eine kleine Tüte Bananenchips. Papas heißen hier die Kartoffeln, ich glaube in Deutschland kennt man papas arrugadas als Runzelkartoffeln. Eine ziemlich salzige, aber sehr leckere Angelegenheit. Dazu eine Kaktuslimonade – überhaupt wird hier viel aus Kakteen hergestellt: Eis, Schnaps, Kuchen und eben Limo.

Gut gestärkt geht es danach einen steilen und etwas rutschigen Weg runter zum Aussichtspunkt, der mit einem wahnsinnig tollen Blick aufwartet. Mittlerweile ist es Abend geworden und die meisten Touristen sind wieder von dannen gezogen und man bekommt einen Eindruck davon, wie idyllisch es sein muss, wenn alle Besucher fort sind und langsam Ruhe einkehrt. Bevor wir die abenteuerliche Rückfahrt antreten, tobt sich das große Kind noch auf dem wunderschönen kleinen Platz aus, an dem eine kleine Kapelle steht und dessen Mitte ein wunderschöner ausladender Baum schmückt.

Auf der Rückfahrt müssen wir umsteigen und ganze 1,5 Stunden auf den Anschlussbus warten. Zeit genug, einen kleinen Spielplatz mit einem grölenden Herrn darauf zu entdecken, der Wein aus einem 1-Liter-Tetrapack trinkt, noch ein bisschen zu toben und sich dabei das Knie aufzuschlagen und den Anfang von einem Theaterstück für Kinder mitzubekommen, das gerade Open-Air aufgeführt wird. Startzeit übrigens 19.45 Uhr. Schräg angeschaut, weil man spät abends noch mit kleinen Kindern unterwegs ist, wird man hier jedenfalls nicht.

Mir gefällt diese Art, neue Orte zu erkunden. Ohne festen Plan und mit ganz viel Zeit einfach ein bisschen umherlaufen, kleine Schmuckstücke entdecken und einen winzigen Einblick in das Alltagsleben der Menschen erhaschen. Und spätabends mit schmutzigen Füßen, vielen neuen Eindrücken und einem frohen Herzen ins Bett fallen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.