
Fiesta del Carmen
Ich möchte hier noch ein paar Worte zum Fest verlieren, welches zu unserer Ankunft bereits in vollem Gange war. Da wir erst am Abend des 13. Juli eintrafen und die Fiestas Patronales en Honor a la Virgen del Carmen bereits am 06. Juli angefangen hatten, kann ich zu den ersten Tagen der Feierlichkeiten nichts sagen. Ich beschränke mich also darauf, was wir vom Fest mitbekommen haben.
Wie ich in meinem ersten Post bereits erwähnte, gab es eine kleine Festmeile mit Fahrgeschäften an der Promenade, was gerade unsere Große sehr begeisterte. Sie fragte die kommenden Tage regelmäßig, ob wir denn auf das Kinderfest gehen können. Ganz Spanien-like erwachte die Festmeile aber natürlich erst gegen 20:00 Uhr, 20:30 Uhr zum Leben. Nicht hinzugehen war aber keine Option und an den spanischen Tag-Nacht-Rhythmus mussten wir uns ja eh gewöhnen. Also ließen wir ihr den Spaß und gingen mehrfach hin. Unserem kleinen Mann gefiel dies im Übrigen auch extrem gut. Er saß dann immer in seinem kleinen Buggy und erfreute sich an der Musik und den vielen Stimmen der Leute um uns herum. Mehr bekam er aber auch nicht mit, da ich tunlichst darauf achtete, sein Wägelchen immer so zu stellen, dass er nicht in die grellen, blinkenden Lichter der Attraktionen blickte. Allerdings blieben wir nie lange genug, bis das Bühnenprogramm losging, da uns das dann doch zu spät wurde.
Da sich der Besitzer unserer Unterkunft derzeit in Uruguay aufhält, ließ uns ein Bekannter von ihm am ersten Tag in die Wohnung. Er blieb dann die nächsten Tage, gerade im Bezug auf unser kleines Mitbewohnerproblem, unser Ansprechpartner vor Ort. Aber warum schreibe ich das hier? … Egal, eigentlich wollte ich nur erzählen, dass er uns, als er uns die Wohnung zeigte, erzählte, dass es am 14. Juli im Rahmen der Festivitäten ein großes Feuerwerk geben würde, welches wir von unserem Balkon aus gut beobachten könnten. Das zauberte mir ein breites Grinsen aufs Gesicht. Ich liebe Feuerwerk! Und so erwartete ich voller Vorfreude den besagten Abend. Vor dem Feuerwerk fand zunächst eine von vielen Prozessionen statt, bei denen eine Figur der heiligen Carmen auf einem kleinen Boot durch den Ort geschoben wurde. Das Ziel dieser Prozession war eine winzige Kapelle, die sich am Strand zu unseren Füßen befindet. Ihr Eintreffen dort wurde gleich mit ein paar Kanonenschlägen gefeiert, die unsere Wände wackeln ließen. Unserer Tochter war das so gar nicht geheuer und sie sprang wie eine aufgeschreckte Kakerlake durch die Wohnung. Bitte entschuldigt diesen Vergleich, aber ich fürchte, ich werde aus gegebenem Anlass noch oft an diese Tierchen denken. Jedenfalls verbarrikadierte ich mich schnell mit ihr im innenliegenden Schlafzimmer bis die Gefahr vorüber schien. Da es auch schon etwas später war und es ein anstrengender Tag war, machte sich meine Frau anschließend bettfertig und zog sich mit beiden Kindern ins Schlafzimmer zurück, während ich die Messe vom Balkon aus verfolgte. Gegen Mitternacht endete die Messe (endlich) und die Statue wurde zurück zur Hauptkirche des Ortes gebracht. Mittlerweile konnte man viele Schiffe vor der Küste sehen, welche das anstehende Feuerwerk vom Meer aus beobachten wollten. Und dann war es soweit. Die ersten Raketen flogen in die Höhe und … KADWUMM … Ich weiß nicht, ob der Schall durch die Lage unserer Wohnung irgendwie verstärkt wurde, aber es presste mich gefühlt gegen die Balkontür. Nun stand ich vor einem kleinen Dilemma. Auf der einen Seite dachte ich, dass unsere Kinder jetzt bestimmt senkrecht im Bett stehen und Angst haben. Auf der anderen Seite traute ich mich jedoch auch nicht hineinzugehen und nachzuschauen, da ich befürchtete durch das Öffnen der Balkontür eben jenen Fall erst herbeizuführen. Ich entschied mich dazu abzuwarten. Falls meine Frau Hilfe brauchen sollte, würde sie mich holen kommen. Als das Feuerwerk nach über einer Stunde vorüber war, dröhnten mir die Ohren und ich dachte nur noch „Die spinnen, die Teneriffianer!“



In den folgenden Tagen stellten wir fest, dass es mit diesem einen Megafeuerwerk noch lange nicht getan war. Anscheinend hatte man sich sehr großzügig mit Sprengmaterial eingedeckt und so kam es zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit zu weiteren Kanonenschlägen und kleineren Feuerwerken in den Nächten. Ich habe es leider nicht fotografiert, aber unter dem Fenster im Kinderzimmer konnte ich während der Festivitäten jeden Tag wegkehren, was vom Fensterrahmen runtergerieselt war.
Am Sonntag den 15. Juli wurde die Jungfrau Carmen dann von ihrer kleinen Straßenbarke auf ein richtiges Boot verladen, was natürlich mit reichlich Musik und Feststimmung einherging. Leider weiß ich nicht, wohin die Statue mit dem Boot gebracht wurde, aber am Abend wurde sie wohlbehalten an ihren Startstrand zurückgebracht, entladen und wieder sicher zur Hauptkirche begleitet.



Etwas, was uns sehr gefallen hat, war, dass am letzten Abend der Feiern alle Fahrgeschäfte nur einen Euro kosteten. Dementsprechend konnte sich unser Töchterlein nach Herzenslust auf dem Jahrmarkt auslassen und probierte einige der Karussellwägelchen aus.
Auch jetzt, Tage nach dem Ende des Festes hängen noch überall Girlanden und Lampions in den Straßen und verschönern das Stadtbild. Es war echt ein großes Glück für uns, dieses Fest miterleben zu können. Es hat uns die ersten Tage hier (welche ja auch die schwierigsten sein können) sehr versüßt und uns den Einstieg in unser neues Leben etwas erleichtert.