
Die Reise beginnt
Nun ist es also soweit. Heute, am Freitag den 13.07.2018 geht unser Flieger in Richtung Sonne. Nicht, dass es in Deutschland kalt, nass und wolkenverhangen wäre. Es ist sogar ein richtig heißer Sommer dieses Jahr. Aber es ist doch ein ganz anderes Gefühl, alles, was man kennt, hinter sich zu lassen und ganz weit weg zu fliegen. Obwohl, Teneriffa würden viele bestimmt gar nicht als soo weit weg von Deutschland bezeichnen. Kein Langstreckenflug, keine andere Währung und viele, viele andere deutsche Touris, die einen begleiten. Für uns, mit einer 3,5 Jahre alten Tochter und einem 5,5 Monate alten Sohnemann, ist es für den Anfang aber dann doch schon Wagnis genug.
Die letzten beiden Wochen brachten wir damit zu, durch Deutschland zu tingeln und uns von unseren Familien und Freunden zu verabschieden. Das war einerseits entspannt, da alles Wichtige vor der eigentlichen Reise bereits erledigt schien (Wohnung und Auto weg, Hab und Gut eingelagert, Kinder soweit geimpft, Pässe aktuell, einen Postöffner gefunden etc.), aber doch gleichzeitig auch wieder etwas stressig. Alle paar Tage nahmen wir unser gesamtes Reisegepäck und wechselten den Schlafort. Und mit zwei kleinen Kindern und dem ganzen Gepäck bei jemanden einzufallen ist schon nicht ohne. Als Paar seine Freunde zu besuchen und auch mal bei diesen zu übernachten ist eigentlich immer schön. Mit einem Kind ist auch noch alles händelbar. Aber mit zwei Kindern und Reisegepäck verwandelt man dann doch sehr schnell die Wohnung der Freunde in ein heilloses Durcheinander und man fühlt sich dann doch schon als wachsende Zumutung, auch wenn dieses Gefühl sicher nicht von der anderen Seite in gleicher Weise geteilt wird.
Aber sei es drum. Heute geht es also los. Auf zum Flughafen! Eine kleine Enttäuschung gab es dann gleich am Check-In. Wenn man für sein Baby keinen extra Sitzplatz mit bucht, spekuliert man immer insgeheim darauf, dass die nette Frau oder der nette Herr am Schalter einen trotzdem so im Flieger unterbringt, dass man einen zusätzlichen freigebliebenen Sitz für den kleinen Fratz nutzen kann. Aber, wie eigentlich in der Ferienzeit zu erwarten war, war unser Flieger ausgebucht. Also, alle vier in eine Dreierreihe. Das wäre meines Erachtens eigentlich auch gar nicht weiter schlimm, wenn die Sitze im Flieger nicht so ausgelegt wären, dass niemand über 1,70 m Köpergröße bequem auf ihnen sitzen kann.
Ja, ja, selbst gewähltes Elend. Buch doch einfach Sitze mit mehr Beinfreiheit, gleich einen Sitz für das Baby mehr oder flieg Business Class sagt ihr jetzt. Aber was soll ich antworten… der GEIZ!
Somit galt die Divise: Die 5:15 h bekommen wir schon rum! Zumal wir über die Mittagszeit fliegen und die Kinder somit eh die meiste Zeit schlafen werden.
Das klappte leider nur teilweise. Unser kleiner Mann hatte glücklicherweise keinerlei Probleme mit dem Start und der Druckveränderung im Flugzeug. Er ratzte ungefähr 3 der 5 Flugstunden auf den Armen meiner Frau. Obwohl, eine Sache schien der geänderte Druck doch zu beeinflussen. Wir mussten ziemlich oft wickeln gehen während des Fluges. Unsere Große, die in den Wochen zuvor eigentlich sehr ausgedehnte Mittagsschläfchen hielt, wachte nach nicht ganz einer Stunde im Flieger wieder auf und ließ sich nicht davon überzeugen, dass es auch für sie entspannter wäre, die Augen einfach wieder zu schließen. Ich bin aber wirklich stolz auf sie, denn sie ließ sich mit ihren Puzzles, ihren Spielzeugautos und mit dem ständigen Verstellen meines Musikkanales für den Rest des Fluges sehr gut bei Laune behalten.
Nach der Landung und einem kurzen Durchschütteln aller Gliedmaßen, durchströmte mich ein Gefühl der Entspannung. Das Wissen darüber, dass wir jetzt da sind und gerade quasi einen Urlaub beginnen, der nicht zwei oder drei Wochen dauern wird, sondern sehr, sehr, sehr viel länger, versetzte mir einen Euphorieschub, der meiner Erschöpfung mutig entgegentrat. Also nichts wie los zum Bus und knapp 2 Stunden bis zur ersten Unterkunft fahren.
Natürlich blieb unsere nahende Ankunft den Einheimischen nicht verborgen und so organisierenten sie zu unserer Ankunft ein Straßenfest. So kam es mir jedenfalls für eine Sekunde vor, als wir aus dem Bus stiegen. Tatsächlich gab es aber natürlich eine andere Erklärung dafür. Zufälligerweise findet hier nämlich vom 06. bis zum 17.07.2018 ein Fest zu Ehren der Jungfrau Carmen statt, welche die Patronin der Seefahrer und Fischer ist. Und so gingen wir mit unserem Gepäck vorbei an Schaustellerbuden und über mit Girlanden geschmückte Straßen zu unserer Unterkunft.
Auf den letzten Metern zum Appartement wogten einmal mehr die fest im Hinterkopf eingebrannten Fragen wieder auf. „War es das wert?“, „Lohnt sich das alles wirklich?“, „Wird alles gut gehen?“ Nachdem die Wohnung begutachtet und als ausreichend bewertet wurde, trat ich auf den Balkon und blickte auf das Meer. Und das war dieser eine Moment in dem alles klar erscheint. Und diese Klarheit brachte mir folgende Antwort:
JA!
Ja zu allem! Und noch mehr. Mir schossen Gedanken wie „Ich kaufe mir eine Finca hier und gehe nie wieder weg!“ durch den Kopf. Ja, ich weiß, dafür fehlt das Geld, aber vielleicht leiht mir jemand was und ich vermiete Zimmer und … Mir ging auf, dass das vielleicht etwas übertrieben für das erste Etappenziel war und so wischte ich mir die erste Begeisterungsträne aus meinem Gesicht und beobachtete einfach wie die Sonne langsam hinter La Palma versank.
2 Gedanken zu „Die Reise beginnt“
Hallo Ihr Lieben,
heute hab ich auf Facebook dies gepostet und gerade kam es mir in den Sinn, dass es vielleicht genau in Euer Leben paßt, aber als POSITIVES Beispiel: „Die Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen führt bei vielen Menschen dazu, gar keine zu treffen und dadurch Veränderungen zu vermeiden, trotz gespürter Unzufriedenheit oder Unwohlsein. Dabei sind falsche Entscheidungen nicht das Problem, sondern die NICHT getroffenen. Daher frag dich einmal: Wenn du 70 oder 75 Jahre alt bist worüber würdest du tief traurig sein, wenn du WAS nicht getan oder verändert hättest?“ Eine tolle Zeit mit vielen (Selbst-)Erkenntnissen.
Liebe Doris, vielen Dank für deine wahren Worte. Auch wenn wir nicht wissen, was noch alles kommt, wissen wir ganz sicher, dass wir es bereut hätten, die Reise nicht zu machen. Viele liebe Grüße, Dana.